D’haus Düsseldorf: Spielplan 2016/2017 mit elf Uraufführungen, Faust (to go) und Theater in der Baustelle
Generalintendant Wilfried Schulz hat einiges vor in der Spielzeit 2016/2017. Was er gemeinsam mit seinem Team im Central – die vorübergehende neue Wirkstätte des Schauspielhauses – ankündigte, ist eine Mischung aus großen Namen wie Wortmann und Jelinek, Klassikern, Experimentelles wie Faust to go, den man auch privat engagieren kann und dem Hinweis, dass selbst die Baustelle des Schauspielhauses zur Theaterbühne werden wird.
Zugegeben, optisch macht der neue Spielplan einiges her. Die 111 Seiten Portraits, Interviews, Essays und ausführliche Beschreibungen der Stücke im Din A3-Format sind allerdings nichts für die Hosentasche. „Man kann ihn besser rollen als falten“, gibt Intendant Wilfried Schulz dann auch bei der Präsentation des Programms am Freitagvormittag im Central zu. Der aus Dresden an den Rhein wechselnde Theaterleiter stellt aber gleichzeitig klar, dass damit das ausgedrückt werden soll, wie er sich unter Theater vorstellt: „Großformatig, bunt, sinnlich. So wollen wir sein.“
Das Düsseldorfer Schauspielhaus, Junges Schauspiel und die Bürgerbühne firmieren zukünftig unter einem Logo: „D’haus“, das Wilfried Schulz als „Bekenntnis zur Stadt Düsseldorf“ verstanden wissen möchte.
Das Central ist für die nächste Spielzeit das neue Domizil des Ensembles, solange das Stammhaus renoviert wird. So ganz ohne, kann Schulz aber nicht. Beinah trotzig gibt er zu Protokoll, dass er die Baustelle am Gründgens Platz ab Mai bespielen will und zwar – so ist es geplant – täglich ab 17 Uhr. Wie das im Einzelnen gehen wird? Ist noch nicht geklärt.
Theater in der Stadt
So richtig anfreunden kann er sich mit dem Central wohl schon deshalb nicht, weil die Räumlichkeiten, die vormals die Post beherbergten – auf keinen Fall länger als eine Spielzeit zum Ausweichquartier werden sollen. Vielleicht sucht sich auch deshalb das Schauspiel neue Wege, Theater in die Stadt zu bringen. „Ich halte es für wichtig, dass sich Theater nicht entzieht, sondern auf die Zuschauer zugeht“, meint Intendant Schulz.
Los geht es daher auch mit einer Außenproduktion im Zelt am Corneliusplatz. Am 15. September startet die neue Spielzeit mit dem ältesten schriftlich festgehaltenen Epos der Babylonier „Gilgamesh“. Immerhin rund 5000 Jahre alt ist der Mythos, den Schulz und Dramaturg Robert Koall als „Ursprung des Erzählens“ definieren. Und eben das Erzählen soll gewissermaßen auch der rote Faden im neuen Spielplan sein.
Am 25. September wird das Zelt mit der Abenteuergesichte für die ganze Familie, „In 80 Tagen um die Welt“ bespielt. Ebenfalls ein Familienstück ist „Der Zauberer von Oz“, dem das Capitol-Theater an der Erkrather Straße am 6. November die Bühne frei gibt.
Eher unkonventionell wird es bei der Uraufführung von „Die dritte Haut – Der Fall Simon“ zugehen. Als Vorlage diente die Geschichte des Immobilienspekulanten Otto-Erich Simon, der in den 80er Jahren spurlos verschwand. Bernhard Mikeska inszeniert das Stück im Dreischeibenhaus, das dafür von der Tiefgarage bis zum Dachgarten bespielt wird.
Jelinek-Uraufführung
Nicht das einzige Stück im Spielplan mit Bezügen zu Düsseldorf. Elfriede Jelineks „Das Licht im Kasten (Straße? Stadt? Nicht mit mir!)“ behandele ein Düsseldorfer Thema, meint die Autorin und stimmt deshalb der Uraufführung im Central unter der Regie von Jan Philipp Gloger zu.
Auch Sönke Wortmann wird mit der Komödie „Willkommen“ im Central eine Uraufführung als Regisseur präsentieren. Mit beiden Stücken startet das Schauspielhaus in das Jahr 2017.
Klassiker von Shakespeare bis Miller
Mit „Gilgamesh“ liegt die Messlatte in Sachen Klassiker schon recht hoch. Wilfried Schulz legt im Verlauf der Spielzeit dann noch einmal kräftig nach mit Homers „Odyssee“, Shakespeares „Romeo und Julia“, Arthur Millers „Hexenjagd“, Dostojewskijs „Der Idiot“ oder von Kleists „Michael Kohlhaas“. Da darf auch Goethe nicht fehlen. Aber für den, hat sich das Team um Schulz etwas Besonderes einfallen lassen.
Faust zum Mitnehmen
„Faust kann man immer wieder aufführen“, meint Schulz. Man darf dabei aber durchaus mal etwas Experimentelles wagen. So wird Goethes Meisterwerk im Pocket-Format als Stück zum Mitnehmen, als Faust (to go) eben, präsentiert. Der Clou: Jeder, der einen Raum zur Verfügung hat, der 100 bis 200 Zuschauern Platz bietet und über ein Budget zwischen 500,- und 1000,- Euro verfügt, kann das Ensemble buchen. Hört sich teurer an, als es ist. „Wenn Sie den Betrag auf die Eintrittspreise umlegen, ist es nicht mehr so viel“, rechnet Dramaturg Robert Koall vor. Als Spielorte könne man sich Vereins-, Sport- oder Altenheime vorstellen.
Junges Schauspiel und Bürgerbühne
Der neue Spielplan mit 31 Neuproduktionen, davon elf Uraufführungen, verteilt auf das Schauspielhaus und das Junge Schauspiel, hat zukünftig noch ein drittes Standbein: Die Düsseldorfer Bürgerbühne. Ein Konzept, für das Wilfried Schulz mitverantwortlich zeichnet und das der 63-Jährige fest in alle Spielstätten integriert sehen möchte. Es wird deshalb keine einzelne Bühne für das Bürgertheater geben, sondern wechselnde Aufführungsorte.
Die Stücke sollen auch nicht als einmalige Inszenierungen begriffen, sondern ins Repertoire des Schauspielhauses übernommen werden.
Kartenverkauf
Der Vorverkauf startet im Juni an der Theaterkasse im Central, Mo.-Sa 11.00 – 18.30 Uhr und So- und Feiertag 16 – 18 Uhr. Abendkasse jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. Kartentelefon 0211-369911. Online hier . Mail karten@duesseldorfer-schauspielhaus.de. Neu ist der Ticket-Schalter im Opernshop an der Heinrich-Heine-Allee 24 (Mo-Fr 10.00 – 19.30 Uhr, Sa 10.00 bis 18.00 Uhr).