Düsseldorf lockt tausende Cosplayer: Wenn der Trip in eine Phantasiewelt zur Lehrstunde für Mut und Toleranz wird
Am Ende wollen sie alle geliebt werden, die Hexen und Kriegerinnen, Ninja und Elfen, Manga-Mädchen, Steam-Punker und Zombies. Sie alle verwandeln die Düsseldorfer Messe an diesem Wochenende in ein anderes, quatsch– in viele andere Universen. Und irgendeiner reißt immer ein Schild hoch und bietet – Free Hugs – Umarmungen, einfach so.
Hugs – Umarmungen – gibt es einfach so
30.000 sollen kommen, heißt es. Zählen kann das sowieso niemand und irgendwie ist es auch egal. Es sind ziemlich viele, die Spaß daran haben, sich in einen anderen Charakter verwandeln. Japanische Mangas, Comics, bieten da eine unendliche Vielfalt an. Typbedingt gucken manche böse, erklären dann aber ganz lieb, wie sie das mit den vielen LED-Lichtern gemacht haben in ihrem Kostüm. Und dass sie in der vergangenen Woche jede Nacht bis zwei Uhr an der Nähmaschine gesessen haben.
Das andere Universum beginnt – vor der Messehalle
Rein in die Messe – Wochenendpreis 38 Euro, Samstag 26, Sonntag 24 Euro – braucht man eigentlich gar nicht. Denn viele Cos-Player, die sich ihre Kostüme nicht kaufen, sondern sich selber ausdenken, nähen, kleben, sägen, schweißen, was auch immer – die lagern vor der Messe oder lustwandeln im Nordpark mit seinem einzigartigen japanischen Garten. Drinnen ist Jamie Lee-Kriewitz eine auf der Liste der Ehrengäste und singt ihr Lied. Das Manga-Mädchen, das Deutschland beim nächsten Eurovision Song-Contest noch mal – ein letztes Mal? – bunter machen wird, als es die eigenen, furchtbar besorgten Bürger offenbar haben wollen.
Hauptsache es ist genug Auftrieb unter den Flügeln…
Den Kommerz gibt es drinnen, erreichbar nach einer eingehenden Inspektion der Showwaffen. Am Samstag standen Dutzende Schwerter und Speere an der Rückwand der Kontrolle, die dem kritischen Blick nicht standgehalten hatten. Und dann gab es Lehrstunden für alle, die Probleme mit Toleranz und Mut haben. Man muss die Kommerzveranstaltung Dokomi nicht überhöhen – aber hier wird jeder so akzeptiert, wie er gerne sein möchte. Ganz egal, von welchem Planeten er oder sie auch stammt – wie klein oder groß, dick oder dünn man ist oder welche Farbe die Haut und welche Form die Ohrläppchen auch haben.
Mögen sie lange und in Frieden leben.
Bitte recht freundlich