Warnstreik in Düsseldorf: Verkehrschaos für mehr Lohn
Der Warnstreik der Beschäftigten des öffentlichen Dienstes in Düsseldorf war aus Sicht von ver.di ein voller Erfolg. Voll war es auf den Straßen: Kilometerlange Staus im Berufsverkehr und gesperrte Straßen durch die Demonstrationszüge der Streikenden sorgten für ein Verkehrschaos.
Leer war es auf den Bahnsteigen den U- und Straßenbahnen, denn nichts fuhr. Vereinzelte Buslinien waren zwar in Betrieb, hatten aber wenige Fahrgäste, da sich kaum jemand auf den Fahrbetrieb verlassen wollte. Autokolonnen in der Stadt, lange Schlangen an den Taxiständen, Radfahrer trotz schlechtem Wetter und viele Fußgänger beherrschten das Bild in Düsseldorf am Warnstreiktag.
Trotz winterlichen Temperaturen versammelten sich Tausende bei der Kundgebung auf dem Burgplatz
Große Kundgebung in Düsseldorf
Auf dem Burgplatz rockte die große Kundgebung der Gewerkschaft ver.di, zu der mehrere Tausend Menschen gekommen waren. Die Band Heavy Gummy heizte den Teilnehmern ein. Auf den Rheinwiesen parkten rund 80 Busse der Streikdelegationen aus den Nachbarstädten wie Mönchengladbach, Krefeld, Moers und Duisburg. Die Düsseldorfer hatten sich in drei Marschsäulen formiert, die sich ab Betriebshof Lierenfeld, Höherweg und Brinkmannstraße den Weg zum Burgplatz bahnten.
Rund 80 Busse mit Streikenden aus den Nachbarstädten waren angereist
"Besser unbequem" Ver.di-Jugend hat eigene Kampagne
Unter den Streikenden waren viele junge Menschen, die mit provokanten Fahnen und Shirts mit den Aufschriften „UNVERSCHÄMT“, „DREIST“ oder „UNBEZAHLBAR“ auf sich aufmerksam machten. Denn die Forderung der Auszubildenden auf 100 Euro mehr im Monat wurde von den Arbeitsgebern ebenso abgelehnt wie der Wunsch nach unbefristeter Übernahme. In Zeiten von Nachwuchs- und Fachkräftemangel „voll daneben“, wie die Vorsitzende der ver.di Jugend, Stefanie Zeleken, unter Applaus betont.
Frank Bsirske sprach zu den Streikenden in Düsseldorf
Gewerkschaftschef spricht in Düsseldorf
Frank Bsirske, ver.di-Vorsitzender, kritisiert die geringe Wertschätzung und Ignoranz der Arbeitgeber gegenüber der Leistung der Arbeitnehmer. Dem Staat ginge es gut, die Steuereinnahmen steigen und trotzdem gab es in den ersten beiden Verhandlungsrunden nur ein Angebot, dass unterm Strich einem Reallohnverlust entspricht. Für das Jahr 2016 boten sie 0,6 Prozent und für 2017 nur eine Erhöhung der Einkommen um 1,2 Prozent an. Mit Blick auf die Tarifverhandlungen zum Ende der Woche erklärte der Gewerkschaftsvorsitzende: „Wir erwarten deutlich mehr“. Die Gewerkschaft unterstrich ihre Forderung nach 6 Prozent Lohnerhöhung und keine Leistungskürzungen bei der Zusatzversorgung.
Klaus Klar, Vorstand und Arbeitsdirektor der Rheinbahn, war unter den Kundgebungsteilnehmern – ob er nach seinen Mitarbeiter suchte oder die Argumente der Arbeitnehmer hören wollte?
Streikauswirkungen
Als Auswirkung des Warnstreiks blieben in Düsseldorf 15 der insgesamt 101 städtischen Kindertagesstätten geschlossen und in 31 weiteren Einrichtungen wurde nur ein Notdienst angeboten. Die Jugendfreizeiteinrichtung Heerdter Landstraße, der Sportpark Niederheid und die öffentlichen Schwimmbäder bleiben zu. Am Höherweg kamen Kunden vor verschlossene Türen bei Zulassungsstelle, Führerscheinstelle, Verkehrsgewerbestelle und Bürgerbüro. Nach Angaben der Stadt beteiligten sich 767 der rund 10.000 Beschäftigten der Stadtverwaltung am Warnstreik.
Starke Frauen im Arbeitskampf: Sigrid Wolf (DGB-Chefin Düsseldorf), Doro Blome-Müller (Moderatorin), Stephanie Pfeifer (ver.di-Chefin Düsseldorf) und Stefanie Zeleken (Vorsitzende ver.di-Jugend Düsseldorf)