Dokumentation über die fünf KZ-Außenstellen in Düsseldorf
Abgemergelte Männer in grau-blau gestreifter Häftlingskluft mit verschiedenfarbigen Dreiecken auf der linken Brust schleppen sich unter SS-Bewachung durch Düsseldorf. Die einen räumen den Schutt beiseite. Zum Beispiel an der Ratinger Straße/Ecke zur heutigen Heinrich-Heine-Allee. Die anderen schnallen sich als menschliche Zugkräfte vor alliierte Blindgänger, um sie unter Lebensgefahr zu den Bombenentschärfern zu ziehen. Viele leiden und sterben in Fabriken wie Rheinmetall. „Von den KZs und den schlimmen Dingen dort – haben wir ja gar nichts gewusst!“ So haben sie es uns später weisgemacht. Spätestens mit Erscheinen des Buchs „Die Düsseldorfer KZ-Außenlager“ ist klar: Oma und Opa haben gelogen. Mutter und Vater haben geschwiegen.
Geschlagen, geschunden, getötet
Denn mehrere tausend KZ-Insassen wurden seit 1942 in Düsseldorf geschlagen, geschunden, getötet. Mitten in Düsseldorf; zwischen diesen feinen Menschen, die dann nach Berlin melden konnten, dass das Außenlager Stoffeln mit rund 600 Gefangenen zu denen in ganz Nazi-Deutschland gehörte, die die höchsten Todesraten hatten. Heute spielen Kinder auf den Wiesen, über die Blut floss.
Der Vater von Eli Basaldella war dort. Deshalb hat sie Autor Peter Henkel unterstützt. Mit Fotos und mit Dokumenten. Der Droste Verlag hat auch den sechsten Band der „Kleinen Schriftenreihe der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf“ produziert. Als Leser sitzt man vor den 65 Druckseiten und holt Luft und fragt sich angesichts des Ungeheuerlichen: „Wieso eigentlich – ‚klein‘?“
Zeitzeugen wie Emil Pascha aus Düsseldorf Oberbilk berichten, die die Todgeweihten in scharf bewachten Gruppen vorüber zogen – an den Flaneuren. In einer um Sachlichkeit bemühten Sprache stellt Autor Peter Henkel dar, was war. Die Emotionen kommen beim Lesen von ganz allein.
Zeitzeugen finden!
Das wird noch zur Herausforderung werden. Wenn nun, in einem zweiten Schritt, Düsseldorfer Schüler von heute an dieses Werk gehen. Ihre Aufgabe wird es unter anderem sein, die Ereignisse in ihrem Stadtteil aufzuarbeiten. Und: Die Standorte der KZ-Außenstellen mit einer Tafel, einen Stein, einem Hinweis zu versehen auf das Unrecht, was niemand sehen und über das niemand erzählen wollte.
Billige Arbeitskräfte
Die Düsseldorfer KZ-Außenlager, Peter Henkel über den Einsatz von KZ-Häftlingen in Düsseldorf zwischen 1942 und 1945; 5 Euro, erschienen im Droste-Verlag
Foto: Kohlezeichnung von Carl Lauterbach, Stadtmusuem Düsseldorf