Düsseldorf will ein Facelifting für Friedrichstraße – Grüne baten zur Diskussion ins Bilker Bürgerzentrum
Noch dröhnt die Stille so, dass mancher den Krach vermisst. Von der Straßenbahn, etwa, die nun als Wehrhahnlinie unterm Asphalt langrauscht – und ihre Passagiere in die Röhre schauen lässt. Früher blickten sie aus der Straßenbahn auf die Schaufenster der Friedrichstraße. Dort wütet der Leerstand. Strauß musste raus, Aldi verkauft günstigen Champagner nun an der Kö und der Stern-Verlag schreibt nach 115 Jahren an seinem letzten Kapitel. Am 31. März ist Schluss. Dringend gesucht: ein Aufbruch für die Friedrichstraße.
Dass die Stadt die Meile erst 2018 aufhübschen will, ist den 28 in der IG Friedrichstraße zusammengeschlossenen Händlern und vielen Anwohnern sauer aufgestoßen. Mit jedem Ladenleerstand wächst das Gefühl, von der Entwicklung der Stadt abgekoppelt zu sein. Gut, nun kommen demnächst 500 Quadratmeter Mayersche Buchhandlung. Doch wann geht es richtig nach vorn?
Die Immobilienbesitzer ansprechen
Das wollten am Mittwochabend die Grünen wissen. Erste Erkenntnis im Bürgerzentrum Bilk: Die Friedrichstraße mobilisiert – über alle Grenzen hinweg. Sogar FDP-Politiker fanden den Weg zur grünen Diskussion. Händler waren da, eine Frau outete sich als Hauseigentümerin – und wetterte über zu hohe Ladenmieten. Überhaupt – die Immobilienbesitzer müssten endlich mitmachen beim Facelifting der alten Tante Friedrichstraße.
Alle zusammen überlegten, wie den Düsseldorfern Lust auf die Friedrichstraße gemacht werden könnte. Soll sie eine alternative Einkaufsmeile werden? Produkte ohne Verpackung verkaufen, mit 2,50 Meter breiter Fahrradspur die Lastenrad-Radler anlocken. Mit inhabergeführten Läden die ewig gleichen, anonymen Ketten verdrängen und Stromladestationen für Elektrofahrzeuge anbieten. Das war eine Idee.
Für die Händler unverzichtbar: die Kurzzeitparkplätze
Ein anderer wollte die Kunst aus den U-Bahnhöfen auf die Straße bringen; auf verbreiterten Bürgersteigen bunte Sitzecken schaffen und die Friedrichstraße genießen. „Wir brauchen aber unsere Kurzzeitparkplätze“, sagen Jörg Menzel („Menzels Lokschuppen“) und Claudia Bremer von der IG Friedrichstraße. Dass sich so viele Menschen Gedanken machen über die Friedrichstraße, lässt sie hoffen.
Leere Läden neben Billigläden: Die Friedrichstraße in Düsseldorf braucht eine Frischzellenkur
Sie wollen auch nicht als Bremser auftreten. Doch als sie mit der Idee für ein Friedrichstraßen-Fest hausieren gingen, winkten viele Händler-Kollegen ab. „Viele sehen den Bedarf einfach nicht.“ Dennoch kommt eine Karte auf die Ideen-Pinnwand: „Die lange Nacht der Friedrichstraße“ – Vollsperrung für den Autoverkehr und Abenteuer pur für Fußgänger auf der gesamten Straßenbreite. Auf einem anderen Zettel steht: „Weihnachtsbeleuchtung“.
"Einfach ‘mal Dinge ausprobieren"
Irgendwoher muss ein Licht ja kommen. Ein Teilnehmer regt an, die zwei Jahre von 2016 bis 2018 zu nutzen, um einfach mal Dinge auszuprobieren. Ein paar Fahrbahnmarkierungen und Tonnen reichten dazu. Die einen nicken zustimmend. Andere fürchten, die letzten Kunden zu vergraulen; „dauernd diese Änderungen!“ Ein Ladenbesitzer appelliert an seine Kollegen: „Nicht immer nur nach anderen rufen – tut selber etwas.“ Ein paar Blümchen, mehr Achtsamkeit für Schmutz und Dreck – wenn jeder vor seiner eigenen Haustüre kehrte, damit wäre schon ein Anfang gemacht.
Die Diskussion soll nach dem Willen der Grünen zu einem Runden Tisch Friedrichstraße ausgebaut werden.