Missstände in Düsseldorfer Kinderhilfezentrum Eulerstraße
Ton- und Bildaufnahmen über Missstände im Kinderhilfezentrum an der Eulerstraße haben die Verwaltung veranlasst, am Montag sehr kurzfristig den Jugendhilfeausschuss und die Presse über die Vorwürfe zu informieren. Die Filme wurden dem ZDF anonym zugespielt, die daraufhin am 10. Februar die Stadt informierten. Stadtdirektor Burkhard Hintzsche und Jugendamtsleiter Johannes Horn haben seit Bekanntwerden der Vorwürfe erste Konsequenzen gezogen und weitere Maßnahmen angekündigt.
In den Handy-Videos werden schlechte hygienische Zustände in den Duschen beschrieben. Ein Mädchen soll von Mitarbeitern gefesselt und ein Jugendlicher morgens mit Schlägen geweckt worden sein. Probleme werden auch mit Securitymitarbeitern beschrieben. Ob diese durch ihre Sprachkenntnisse zu vertraulichen Kontakt zu den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingskindern (UMF) aufgebaut hatten, muss geklärt werden.
Johannes Horn: "Es werden alle Vorwürfe vollständig aufgeklärt. Ein Großteil der Vorwürfe konnte entkräftet werden. Unabhängig davon gilt aber selbstverständlich, dass es klare Regeln zur Fixierung bei Fremd- oder Eigengefahr nach der Deeskalationsmethode RADAR gibt. Das ist auch in unserem Kinderrechtekatalog und Dienstanweisungen so beschrieben. Alles andere, ebenso wie Trunkenheit im Dienst, ist nicht tolerierbar. Es geht hier um das Wohl von Kindern und Jugendlichen!"
Johannes Horn, Leiter des Jugendamtes
Insgesamt sieht Jugendamtsleiter Horn 80 Prozent der Vorwürfe als haltlos und übertrieben. Bleiben aber zwanzig Prozent und an denen scheint etwas dran zu sein, denn die Stadt hat schon personelle Konsequenzen gezogen. Von zwei Honorarkräften hat man sich mit sofortiger Wirkung getrennt, drei Fachkräfte sind bis zur Klärung der Sachlage freigestellt und die Leitung des Kinderhilfezentrums wird ab sofort kommissarisch Klaus Kaselofsky, stellvertretende Leiter des Jugendamtes, übernehmen.
Mit externer Hilfe sollen nun die Abläufe und Regeln im Kinderhilfezentrum in der Eulerstraße und den anderen Einrichtungen überprüft werden. Die UMF ziehen ab dieser Woche in das nun fertige Haus an der Ludwig-Beck-Straße um. Da bei der Betreuung der Flüchtlinge die Sprachbarriere als Problem erkannt wurde, sollen nun Ombudsleute als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Da bei Vorkommnissen in der Unterkunft Eulerstraße die Meldekette nicht ordnungsgemäß eingehalten und Informationen der Security-Kräfte nicht nachgegangen wurde, soll nun auch die Kommunikation verbessert werden. Dazu gehört ein Jour-Fix zwischen Pädagogen und Sicherheitspersonal und eine stetig wechselnde Zusammenstellung der Teams, um die gegenseitige Kontrolle zu erhöhen.
Bereits Ende Januar war das Kinderhilfezentrum in den Schlagzeilen, als der sexuelle Missbrauch eines Mädchens durch zwei Flüchtlinge bekannt worden war. Dieser Fall wird von der Staatsanwaltschaft weiter untersucht.