Der OB als Lude, ein Zeichen von Dick und Doof –Düsseldorfs Fernsehsitzung gab sich hintergündig
Das Beste lauert irgendwo zwischen den Zeilen – im Karneval sowieso. Mutig kam Oberbürgermeister Thomas Geisel als Düsseldorfs Vorzeigelude in Leopardenhose, Bert Wollersheim samt Sophia Wollersheim, zur TV-Sitzung – für die sich Vera Geisel eigens das Dekolleté aufpolsterte. Prompt jaulen die Obersittenwächter der Stadt, dies sei der „peinlichste Oberbürgermeister överhaupt“. Hoppeditz, hilf
900 Narren hatten am Freitagabend (8.1.) fünf Stunden Zeit, Kostüme und Zeichen zu deuten – bei der Fernsehsitzung des Comittees Düsseldorfer Carneval in der Stadthalle. Die Sache mit dem Bildschirm ist viel Arbeit. Beispiel: Da stimmt der Ton nicht – also müssen die Newcomer-Band Alträucher und das Publikum noch mal ran – mit der derselben Begeisterung, bitteschön.
Doppelte Moderation – doppelt eingesprochen
Und TV-Sitzungspräsident Stefan Kleinehr sprach Begrüßung und Verabschiedung und manchen Text dazwischen doppelt ein – einmal für das Dritte und dann nochmal für die ARD. Fehlerlos. Professionell – und dennoch fröhlich. Chapeau! Er machte das zum achten Mal. Nur kurz vor Mitternacht wurde Kleinehr unter seinem rotkarierten Monsterzylinder ein wenig unleidlich, als die doppelte Moderation auch noch doppelt eingesprochen werden musste: „Herr Kollege im Ü-Wagen – dat zieht sich!“
Da hatte das Sitzungstrumm in der Stadthalle eine glatte Stunde Verspätung angehäuft. Erstmals lief ein Kameramann mit einer tragbaren TV-Kamera zwischen allen Auftretenden herum. Das mag schöne Bilder geben, war aber auch lustig – spätestens, als sich die öffentlich rechtlichen Kameraleute mehrfach gegenseitig umrannten oder im Weg standen.
Ein Brauereichef als stilechte Hofdame
Die Schönste im Saal: Füchschen-Chef Peter König
Schauen wir also lieber ins Publikum. Da bekommt Peter König, Chef der Füchsen-Brauerei, die Siegerschärpe für das schönste Kostüm des Abends: eine Rokoko-Grazie im plissierten Reifrock-Kleid – wow – große Oper. Apropos – „zwischen den Zeilen“: Die im April zurück getretenen Josef Hinkel (Ex-CC-Chef) nebst Ex-CC-Geschäftsführer Christoph Joussen kamen als „Dick und Doof“ und saßen in Tisch-Reihe zwei, hinter der Promi-Zone mit WDR-Intendant Tom Buhrow (Schornsteinfeger) und Ehefrau Sabine Stahmer (Grand Dame), SPD-Chef Andreas Rimkus als klassischer Sitzungskarnevalist, CDU-Chef Thomas Jarzombek (Kapitän), FDP-Chefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (Pumuckl), Dezernent Burkhard Hintzsche und Ehefrau Birgitt Gessner als gestiefelte Kater.
Das Problem der Büttenredner
Ansonsten geht der Trend mehr zur Karnevalsparty mit Musik – klassische Büttenredner müssen sich mehr und mehr an Comediens messen lassen und fallen dabei ins Zotenloch. Drei Herren von Freitagabend seien ausdrücklich ausgenommen: Jürgen Hilger Höltgen (Dat Fimmänche) hielt die beste aller Reden. „Hausmann“ Jürgen Becker servierte Pointen, die lang im Abgang waren und Wolfgang Trepper gab erfolgreich die Rampensau.
Lang war‘s. Aber schön. Nun schnell weiter. Denn in dieser Session haben wir keine Zeit. Und den OB in Leopardenhose wollen wir auf jeden Fall wiedersehen.
Prinz Hanno I.und Venetia Sara zogen zum großen Finale auf die Bühne der Stadthalle