Neujahrsempfang am Düsseldorfer Flughafen: Mehr Passagiere, mehr Flugbewegungen, mehr Umweltprobleme
Da stehen sie, die Luftikusse: Die Flughafengeschäftsführer, der Oberbürgermeister, die Airlinemanager. Neujahrsempfang am Johannes-Rau-Flughafen, der sich selbst Düsseldorf Airport nennt – das ist kein Spaß, sondern ein hartes Business. Im Maritim-Hotel geht es um die Lufthoheit über dem Schrimps-Buffet. Draußen starten und landen die Maschinen im Minutentakt, dass in Lohausen und Büderich die Scheiben wackeln. Aber das bekommt man hier nicht mit. Die Mehrfachverglasung filtert alles weg. Und über den Rest legt sich die Aufzugmusik.
Ob zu Lande, zu Wasser oder in der Luft – die Zeichen deuten auf Schubumkehr. Und die gilt es an diesem Abend nach allen Regeln der Kunst zu leugnen. Gegen den heftigen Protest der Anlieger gieren die Herren über Start- und Landebahnen nach immer mehr ohrenbetäubenden Flugbewegungen. Neulich gab man sogar wieder eine Umfrage dazu in Auftrag.
Und obwohl 3000 Menschen repräsentativ befragt – also so geschickt ausgewählt wurden, dass nur die wenigsten von ihnen in einer Einflugschneise wohnen, kam der Johannes… äh, der Düsseldorf Airport in den Disziplinen Glaubwürdigkeit, Fairness und Kommunikation schlechter weg als drei Jahre zuvor.
"Mehr, mehr!" rief der kleine Hävelmann
Dass 2015 insgesamt 22,5 Millionen Passagiere auf Düsseldorf flogen, „so viel wie nie zuvor“ – ist eine Zahl für Statistiker. Dass nun der Welt größtes Flugzeug, der Airbus A380, mit der Regelmäßigkeit eines Linienbusses einschwebt, interessiert nur Plane-Spotter und die letzten Luftfahrtbegeisterten. Die Lufthansa hat Düsseldorf nahezu komplett an seine Billigableger übertragen; „im Sommer 2016 können wir den Menschen und der Wirtschaft unserer Region zum ersten Mal rund 140 Langstreckenabflüge pro Woche anbieten“, frohlockt die Flughafenverwaltung.
Das giftige Tor zur Welt
Oberbürgermeister Thomas Geisel lässt sich mit dem schönen Satz zitieren: „Unser Flughafen ist das Tor Nordrhein-Westfalens zu Welt.“ Eines, das großräumig das Grundwasser mit PFT vergiftet. Bauern bekommen Entschädigung, Angler dürfen in benachbarten Teichen nicht mehr fischen; drei Filteranlagen müssen nun viele Jahre lang laufen, um den Schaden zu reparieren. Er ist auch dadurch entstanden, dass Schadenseinschätzung und Schadensbegrenzung über Jahre hinweg verschleppt wurden. So ist das eben, wenn man – ob Land, ob Stadt – zugleich Eigentümer und Aufsichtsbehörde des Flughafens ist.
Teuer erkauftes Wachstum
Jedes weitere Quäntchen Wachstum von Passagierzahlen, Starts und Landungen, Besuchern muss am Düsseldorfer Flughafen immer teurer und mit immer mehr Selbstverleugnung erkauft werden. Doch Schub rauszunehmen, das kommt bei denen, die da am Donnerstagabend zum Neujahrsempfang kamen, nicht vor. Sie sprachen lieber über wirklich Substanzielles. Noch einen Nachtisch?
Foto: Flughafen Düsseldorf