Düsseldorf mit Rissen in der Romantik: Swan Lake Reloaded setzt den Schwan unter Koks
Die vergangenen sieben Jahre haben den Choreographen Frederik Rydman die Jugend gekostet und den Erfolg gebracht. Kein Mitleid beim Betrachten von noch gar nicht so alten Fotos, er hat es so gewollt. „Warum nicht mit einem der besten Komponisten beginnen – mit Peter Tchaikowsky? Und mit dessen schwerstem Werk?“ fragt der Schwede zum Nachmittagskaffee. Seit 2011 vermählt er klassisches Ballett mit Streetdance; setzt den Schwan unter Drogen; knackt die Zuckerbäckerkruste aus 130 Jahren weißem Seidenstrumpf und bietet „Swan Lake Reloaded“ – vom 19. bis 24. Januar im Düsseldorfer Capitol.
Rotbart lässt als Zuhälter die Schwänlein laufen
Schwanensee in seiner modernsten Fassung spielt im Rotlichtmilieu. Die verzauberten Schwäne sind drogenabhängige Prostituierte. Rotbart mutiert vom bösen Zauberer zum Zuhälter. Ob Prinz Siegfried mit seiner wahren Liebe Odette erlösen kann? „Ich hatte 1998 die Idee, Ballett und Streetdance zusammen zu bringen. Und etwas später war klar, dass es Schwanensee werden würde. Aber ich habe mir ganz bewusst nicht viele andere Inszenierungen angeschaut, sondern mich ganz von der Musik führen lassen“, sagt Rydman.
Weg mit den Zuckerbäcker-Krusten!
So kommt Roboter-Mechanik in den Tanz der Schwäne. So drehen die Akteure Headspins während einer Ballszene und Breakdance ersetzt Pirouetten. Eins hat die Tanz-Companie beim europaweiten Erfolg des derart aufgeladenen Schwanensees in den vergangenen vier Jahren gelernt: Swan Lake reloaded ist nicht das Ballett-Viagra, das die jungen Leute bringt. Sondern genauso sitzen und staunen und zittern und klatschen auch klassische Opern- und Ballett-Freunde bei dieser Neuinszenierung.
Breakdance ersetzt die klassischen Pirouetten
Das liegt zu einem großen Teil an Tchaikowsky, meint Frederik Rydman: „Es ist verblüffend, wie sehr seine Musik für Streetdance geeignet ist.“ Gleichzeitig seien Tänzer heute in vielen Szenen zu Hause – in Jazz und Klassik, aber eben auch im Hip-Hop. Die Odette verkörpernde Maria Andersson zupft am schenkelhohen Lackstiefel und sagt: „Ich bin nicht die klassische Ballerina, aber das war eben auch Teil meiner Ausbildung.“ Und Kevin Foo, der Prinz, hilft, dass er in einer früheren Tournee bereits eine Nebenrolle in „Swan Lake“ getanzt hat. Da habe er schon geschaut und mit dem damaligen Prinzen über die Rolle gesprochen.
Sechs Tage lang Höchstleistungen
Innerhalb von sechs Tagen werden alle drei nicht viel von Düsseldorf sehen. „Obwohl ich den Musikern, Tänzern und Schauspielern immer wieder sage, dass auch dafür Zeit sein muss“, versichert Rydman. Doch gleichzeitig fordert er natürlich auch ein Höchstmaß an Professionalität – will heißen genug Schlaf, gesunde Ernährung und sorgfältiges Aufwärmen: „Alle Beteiligten bringen im Laufe einer solchen Woche Höchstleistungen – das darf man nicht vergessen.“
Ballett-Tanz liegend: die kleinen Schwäne
Vor zwei Dingen dürfen sich Gäste von Swan Lake Reloaded nicht fürchten: Vor Rissen im allzu romantischen Schwanensee- Bild und dem ohrwurmverdächtigen Titelthema, das einem nach dem Besuch tagelang nicht aus dem Kopf gehen wird.
Swan Lake Reloaded
19. bis 24. Januar 2016 im Düsseldorfer Capitol, jeweils 20 Uhr, Samstag und Sonntag zusätzlich um 15 Uhr
Karten ab 28,90 Euro über www.eventime.de oder an der Abendkasse.
Fotos: Herbert Schulze, Mats Baecker, Dirk Neubauer