Düsseldorf Pempelfort: Fünf-Zentner Bombe unschädlich gemacht – mehr als 12.000 Menschen betroffen
Knapp 40 Minuten lang war es am Samstag (14.11.) absolut ruhig an der Schlossstraße. Selbst der Zugverkehr auf der nahen Bahnstrecke stoppte. Kein Auto fuhr. Kein Fahrrad. Rund 2000 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen. Weitere 9100 im erweiterten Gefahrenbereich B hatten Ausgehverbot. Das St. Vinzenz-Krankenhaus und das Katharina-Labouré-Altenheim waren komplett leer geräumt. Dann sagte Thomas Kaminski (49) vom Kampfmittelräumdienst das entscheidende Wort in das Sprechfunkgerät: „Entwarnung!“ Um 14.35 Uhr hatte er eine Fünf-Zentner-Bombe der Briten aus dem Zeiten Weltkrieg unschädlich gemacht.
Räumung des inneren Bannkreises. Mit Lautsprecherdurchsagen und Straßensperren machten die Behörden auf die Bombe aufmerksam
Jahrzehntelang lag sie als Blindgänger in etwa viereinhalb Metern Tiefe unter dem Haus Nr. 77. Der Aufschlagzünder hatte den Detonator nicht in Gang gesetzt. Ihn musste Kaminski vorsichtig an einem Zinkgewinde aus dem Stahlzylinder drehen, den Detonator sprengte er noch vor Ort. Dann blieb ihm und seinem Kollegen Burkhard Berkenfelder (53) nur noch, die explosive Altlast nach Hünxe abzutransportieren. Dort werden Weltkriegsfunde wie dieser fachmännisch zerlegt und entsorgt.
In der Heinrich-Heine-Gesamtschule war ein Aufenthaltsraum für Anwohner eingerichtet. Dort gab Getränke, Käsebrötchen und auf Wunsch eine Suppe
Die Bombe von Düsseldorf Pempelfort hätte kaum ungünstiger platziert sein können. Als sie am Mittwoch (11.11.) bei Ausschachtungsarbeiten entdeckt wurde, lief bei der Stadt Düsseldorf ein ganz groß0er Apparat an. Rund 600 Helfer waren im Einsatz. Der ärztliche Direktor des St. Vinzenz-Krankenhauses, Dr. Rolf Gebing sagte gegenüber report-D: „Wir mussten aus dem vollen Betrieb heraus eine Vollbremsung machen.“
Nur ein Patient der Intensivstationen musste verlegt werden
Dabei half der Vorlauf von zwei Tagen. Alle Kranken, bei denen das möglich war, wurden nach Hause geschickt. Operationen verschoben. So musste das St. Vinzenz am Ende nur einen Patienten der Intensivstation ins Augusta-Krankenhaus überführen. Dort bleibt der Mann, um ihn zu schonen. 39 weitere Patienten wurden einzeln per Krankenwagen in das Marienhospital gebracht und dort vom Vinzenz-Personal betreut.
Provisorium für Altenheimbewohner
Das Katharina-Labouré-Altenheim musste sich mitsamt 166 Heimbewohnern aus der Gefahrenzone zurückziehen, darunter waren 22 Bettlägerige, 88 Rollstuhlfahrer und 37 Rollatorennutzer. Ein ehemaliges DRK-Altenheim wurde zwei Tagelang geschrubbt und auf den Notfalleinsatz vorbereitet. Dann brachten viele Dutzend Krankenwagen, zusammengezogen aus allen umliegenden Städten, die Bewohner in ihr Übergangsquartier. Die Mehrzahl der Senioren hat den Zweiten Weltkrieg erlebt. Der Bombenfund brachte viele unangenehme Erinnerungen zurück.
Krankenwagen aus allen Nachbarstädten halfen beim Antransport der Anwohner
In hohen Tönen lobten Dr. Gebing und der Heimleiter Holger Goetze-Koch die Arbeit der Helfer – vor allem der Düsseldorfer Feuerwehr, als Koordinatoren des Notfallplans. „Alles lief wie am Schnürchen“, sagte Gebing, „meine Hochachtung vor dieser Planung und logistischen Leistung.“ In der Heinrich-Heine-Gesamtschule hielten sich während der Evakuierung rund 30 Anwohner auf. Sie wurden verpflegt und – wie eine sichtlich angegriffene Seniorin permanent betreut.
Nach dem Wort „Entwarnung“ durften alle Anwohner wieder zurück in ihre Wohnungen. Das Altenheim bekam seine Bewohner -, das Krankenhaus seine Patienten zurück. Dann ging ein großer, anstrengender Einsatz zu Ende.