Düsseldorfer Kulturentwicklungsplan: Fluch oder Chance?
Wird sich durch den Kulturentwicklungsplan 2016 (KEP) – report-d berichtete – in Düsseldorf etwas verändern? Werden Gelder anders verteilt oder Kunst und Kultur nach Qualität bewertet und entsprechend gefördert? Wird es eine wirkliche Teilhabe der freien Szene geben? Diese Fragen diskutierte ein 13-köpfiger Kreis am Sonntag (8.11.) auf der Bühne des Forums Freies Theater.
Es war ein Versuch zu erkunden, welche Chancen mit dem Auftrag eines Kulturentwicklungsplans (KEP) für Düsseldorf verbunden sind. Die Freie Gruppe Düsseldorf hatte eingeladen. Mit Spannung wurde ein Gast erwartet: Patrick S. Föhl, Projektleiter des Düsseldorfer KEP, von der Kulturpolitische Gesellschaft (KuPoGe). Noch bevor der Auftrag unterschrieben ist, konnten sich auf der Bühne und im Zuschauerraum alle ein Bild von dem machen, was in den nächsten Monaten passieren wird.
Das Logo der Veranstaltung wurde von Zuschauern und Künstlern als Inbegriff dessen verstanden, was sie nicht wollen: Teil der Marke Düsseldorf werden
Ein weiterer Plan für die Schublade?
Für viele bedeutete dies eine Ernüchterung. Denn eines wurde klar: Patrick Föhl ist Moderator bei der Erstellung des KEP. Als solcher wird er versuchen, alle Beteiligten an einen Tisch zu bekommen und einen Austausch zu ermöglichen. Bereits dabei wird es schwierig, zu erkennen, wer denn die Beteiligten sind. Kulturschaffende aus verschiedenen Sparten saßen bei der Veranstaltung am Sonntag auf der rechten Seite der Bühne: Jörg-Thomas Alvermann (bildender Künstler, Verein der Düsseldorfer Künstler), Dietmar Kobbold (studiobühne köln), Axel Kopp (Off-Kultur Düsseldorf), Stephan Machac (Studio for Artistic Research), Sandra Man (Sprecherkreis der Koalition der Freien Szene Berlin) und Bettina Masuch (tanzhaus nrw).
(v.l.) Kathrin Tiedemann (FFT) und Roy Huschenbeth (Künstler und Kurator) moderierten die Runde
Beteiligung oder Mitbestimmung?
Doch die Frage bleibt spannend, wie die vielen Einzelakteure von Kunst und Kultur einbezogen werden. Oder fallen sie dem zum Opfer, was Patrick Föhl unter „man dürfe nicht zu kleinteilig agieren, um den Prozess nicht zu überladen“ erläuterte.
Vision KEP?
Erklärtes Ziel des KEP ist die Bestandsaufnahme, den Gesamtzusammenhang transparent machen, da waren die Kulturpolitischen Sprecherinnen im Rat, Cornelia Mohrs (SPD)und Clara Gerlach (Grüne) sich einig. Kulturdezernent Lohe erweiterte die Ziele auf die Optimierung, ohne jedoch mehr Mittel zur Verfügung zu haben. Dass der KEP nebenbei auch noch für die Marke „Stadt Düsseldorf“ und den Kulturtourismus förderlich sein soll, blieb zumindest auf Seiten von Politik und Verwaltung unkommentiert. Die Künstler hingegen verwahrten sich ausdrücklich dagegen und forderten mehr Raum für Vision und Utopie.
Eine Chance, die durch die Beteiligung der vielen freien Akteure wahrgenommen werden könnte. Bliebe da nicht die Skepsis, die Sandra Man mit ihrer Berliner Erfahrung auf den Punkt brachte: Erst werden alle angehört, dann entscheidet doch die Politik und in der Regel für das Etablierte, nicht zuletzt um Sponsorengelder zu erhalten.
Wer ist die Freie Gruppe:
Die Freie Gruppe Düsseldorf ist ein Zusammenschluss von Akteuren und Akteurinnen aus dem künstlerischen und kulturellen Feld. Mit einer Veranstaltungsreihe widmen sie sich dem sachbezogenen und offenen Austausch über Kunst und Kultur in Düsseldorf.
Mitglieder: Markus Ambach (MAP Markus Ambach Projekte), Hans-Jürgen Hafner (Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen), Rita McBride (Kunstakademie Düsseldorf), Bettina Masuch (tanzhaus nrw), Kathrin Tiedemann (FFT Düsseldorf), Jan Wagner (Filmwerkstatt Düsseldorf) und Alex Wissel (Künstler).