Düsseldorf Flingern im Streit: Darf eine Straße nach Hans-Günther Sohl benannt sein?

Darf eine Straße in Düsseldorf Flingern nach Hans-Günther Sohl heißen? Auf Antrag von Grünen und SPD überprüft das nun die Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf. Die CDU verweist höchst verärgert darauf, dass dies bereits 1991 geklärt worden sei. Für die Partei „Die Linke“ und die DKP hingegen ist klar: Sohl war in der NS-Zeit NSDAP-Mitglied und Stahlfunktionär, als Rüstungsmanager sei er auch für den Einsatz von Fremdarbeitern aus den Konzentrationslagern verantwortlich gewesen.
Gedenkfeier
Im Rahmen einer Gedenkfeier hefteten Teilnehmer deshalb einen Zusatz unter das Straßenschild. Die Zusatzschilder an den Einmündungen zur Cranachstraße und Grafenberger Allee trugen den Text „NS-Wirtschaftsführer /1933-1945 NSDAP“. Sie mussten am Ende einer 30-minütigen Gedenkfeier auf Anweisung der Polizei wieder abgenommen werden. DKP-Aktivist Uwe Koopmann schrieb deshalb einen Brief an Polizeipräsident Wesseler.
Hans-Günther Sohl war NSDAP-Mitglied (1933 bis 1945) und Wehrwirtschaftsführer des NS-Regimes. Er arbeitete in leitender Funktion für die Friedrich Krupp AG und die Vereinigten Stahlwerke. Beide Konzerne beschäftigten Zwangsarbeiter, vornehmlich aus der Sowjetunion. Nach dem Krieg wurde Sohl bis 1947 in Internierungslagern inhaftiert.
Dann wurde er von den britischen Besatzern entlassen; sie stuften Sohl in die Kategorie IV (von fünf) ein. Damit galt er als „Mitläufer“. In der Bundesrepublik Deutschland machte Hans-Günther Sohl Karriere: ab 1953 arbeitete er als Vorstandsvorsitzender der Thyssen AG. Unter seiner Leitung wurde der Konzern 1973 nach Übernahme von Rheinstahl zum zweitgrößten Stahlunternehmen der Welt. Zugleich war Sohl von 1972 bis 1976 Leiter des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, BDI.
Fotos: Bettina Ohnesorge