Schätze der Düsseldorfer Uni-Bibliothek: Die Sammlung Janus Korczak und die Rechte der Kinder
Die Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf (ULB) birgt Schätze an mittelalterlichen Handschriften, alten Drucken und Sammlungen. Darunter das Korczak-Archiv, das die Sammlerin Barbara Engemann-Reinhard 2005 der ULB anvertraute. Im Rahmen der Vortragsreihe "Schätze der ULB" im Haus der Universität berichtete die Privatsammlerin über die Entstehung der Sammlung und wie diese nach Düsseldorf kam.
Janusz Korczak, der eigentlich Henryk Goldszmit hieß, war ein polnischer Arzt, Kinderbuchautor und bedeutender Pädagoge. Er hatte sich schon in jungen Jahren auch der Literatur verschrieben und nahm eine Vorreiterrolle in der Kinderrechtsdiskussion ein. Seine Grundthese war „Kinder werden nicht erst Menschen, sie sind es bereits“ und forderte in seinen Schriften ihre Anerkennung als vollwertige Menschen. Er formulierte Grundrechte für Kinder und setzte diese bei seiner Arbeit um. 1912 eröffnete er das jüdische Waisenhaus „Dom Sierot“, das er 30 Jahre lang leitete. Ein zweites Haus für polnische Waisen, das „Nasz Dom“ kam hinzu. Gemeinsam mit seinen Waisenhauskindern musste er 1940 ins Warschauer Getto übersiedeln. Von dort aus erfolgte 1942 die Deportation nach Treblinka. Deutsche ermordetenihn, seine Mitarbeitern und alle Kinder.
Barbara Engemann-Reinhardt legte eine unfangreiche Korczak-Sammlung an und übergab sie 2005 an die ULB
Barbara Engemann-Reinhardt lernte die Bücher und die Geschichte Korczaks vor 40 Jahren durch sein Buch "Wie man ein Kind lieben soll" kennen. Damals ahnte sie noch nicht, dass seine Werke sie nicht mehr loslassen würden. Die Ostberlinerin arbeitete zu dieser Zeit als Lektorin und stellte die Sammlung aus fremdsprachigen Büchern und Erinnerungen an persönliche Begegnungen mit ehemaligen Zöglingen und Mitarbeitern aus Korczaks Waisenhaus und Dokumente zur pädagogischen und künstlerischen Rezeption Korczaks in der DDR zusammen.
Die Sammlung gibt einen umfassenden Eindruck über den pädagogischen Schriftsteller. Mit seinem Zitat "Solange wir nicht allen Menschen Brot und ein Dach über dem Kopf geben, dazu die Möglichkeit, sich geistig zu vervollkommnen, so lange dürfen wir uns nicht der Illusion hingeben, wir verdienten den Namen ‘Menschliche Gesellschaft’" ist er auch heute noch aktuell.
1972 erhielt Korczak posthum den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Bei ihrem Vortrag im Haus der Universität vermittelte Barbara Engemann-Reinhardt eindrucksvoll, wie die Sammlung entstand und wie sie nach Düsseldorf gelangte. Zum dauerhaften Erhalt der Sammlung übergab Barbara Engemann-Reinhardt das Korczak-Archiv 2005 an das ULB.