Düsseldorfer Off-Szene: Vom Krebsgang mancher Ämter
„Wir sind unberechenbar, aber keineswegs beliebig“ sagt der „damenundherren e.V.“ über sich. In seinem Laden-Kneipen-Atelier-Ausstellungsraum an der Oberbilker Allee schnappte sich am Samstag Düsseldorfs Off-Kultur den Oberbürgermeister, packte Thomas Geisel in einen weißen Schaukelstuhl aus Plastik und trug zehn Wünsche der Off-Szene an die Stadt vor: mehr Geld, mehr Raum, mehr Verständnis – und ein Rettungsschirmchen zum Auffangen allzu wagemutiger Experimente.
Überreicht wurden die zehn Szene-Thesen durch einen Krebs, der den Seitwärtsgang mancher Ämter im Umgang mit freien Künstlern, Initiativen, Gruppen symbolisierte. Ein ordentlicher Amtmann tut sich halt schwer damit, Farbe, Töne, Wörter ordentlich in einen städtischen Haushalt zu gießen.
Funkelnde Lichter – kein Leuchtturm
„Die Off-Kultur ist eine Vielzahl an funkelnden Lichtern in einer Stadt – kein Leuchtturm“, begann Axel Kopp die Wunschliste. Zehn Gruppen haben sie unterzeichnet – ohne Anspruch darauf erheben zu können, dass das die Düsseldorfer Off-Szene ist. So habe es auch eine Initiative gegeben, die mit dem Hier und Jetzt völlig im Reinen ist – und gar nichts haben will von der Stadt. Genauso gab es aber auch schon stirnrunzelnde Anfragen, wieso man selbst nicht zum Kreis der erlauchten Unterzeichner gehöre. Kopp fixierte damit Punkt eins: die Off-Szene ist keine simpel abzuzählende, trennscharf abgegrenzte Gruppe.
Verständigungsschwierigkeiten
Und hier fangen die Verständigungsschwierigkeiten mit städtischen Ämtern schon an. Um aus ihren Visionen Wirklichkeit machen zu können, brauchen die zumeist Ehrenamtlich in den Kunst- und Kulturgruppen tätigen mehr Geld. Häufig könnten den Künstlern, Malern, Sängern, Musikern, Tänzern, gerade mal Material- und Arbeitskosten ersetzt werden. Das sei zu wenig.
Bitte Festbeträge fördern!
Zudem kritisiert die Off-Szene die Methode, am Ende lediglich die Fehlbeträge amtlicherseits auszugleichen. Es sei doch viel einfach, kleine Projekte mit einem Festbetrag zu fördern und die Macher darüber entscheiden zu lassen, wie sie das städtische Geld einsetzen. Und der Dritte, den Off-Gruppen besonders wichtige Punkt: Wer derzeit zwischen Januar und März ein Projekt beginnt, tut dies in völliger Ungewissheit, ob es überhaupt einen städtischen Zuschuss gibt. Denn erst ab April werde klar, wieviel Geld die Stadt Düsseldorf für was ausgebe. Die Off-Szene wünscht sich mehr Planungssicherheit.
Räume, Marketing und all der Rest
Die weiteren Punkte im Telegrammstil:
– Die Stadt soll bei der Vermittlung geeigneter Räume helfen
– Bessere Zusammenarbeit zwischen den städtischen Behörden – neben der Unterstützung durch den Kulturetat müssten häufig noch Baugenehmigungen und Zustimmungen vom Ordnungsamt eingeholt werden. Jeder Amtsgang bedeutet einen neuen Anlauf mit ungewissem Ausgang.
– Eine Kontaktstelle für Off-Kultur soll sicherstellen, dass die Szene in den Kulturentwicklungsplan Düsseldorfs einbezogen wird
– Städtische Seminare könnten den Ehrenamtlern beibringen, wie Rechts-, Steuer- und Finanzfragen in Vereinen zu regeln sind.
– Eine städtisch finanzierte Webseite soll die Off-Szene besser sichtbar machen.
– Ein Notetat soll jene Off-Projektemacher auffangen, die für gescheiterte Projekte bislang mit ihrem Privatvermögen haften.
Zusage des Oberbürgermeisters
Oberbürgermeister Geisel lauschte aufmerksam und sagte Verbesserungen fest zu: „Wer von ihnen möchte, kann gerne bei der Verwaltungsreform in Düsseldorf mitarbeiten.“ Denn die reibungslose Zusammenarbeit verschiedener Ämter sei auch an derer Stelle dringend erforderlich.
Die zehn Wünsche/Forderungen der Off-Szene an OB Thomas Geisel sorgte für Andrang im Kunst-Raum von damenundherren