Düsseldorf plant am Mörsenbroicher Ei die 120-Meter-Wohnmaschine: Bürgerbeteiligung für den Upper-Nord-Tower
36 Stockwerke, verteilt auf gut 120 Metern Höhe – das ARAG-Hochhaus gleich nebenan ist nur 4,50 Meter höher. Eine bunte Fassade, viele Balkone: So soll der Upper Nord Tower aussehen, der am Mörsenbroicher Ei entstehen wird. Am Donnerstagabend hatte der 140 Millionen Euro teure Wolkenkratzer den ersten Termin für die Bürgerbeteiligung. Zwei Dutzend Zuhörer warfen einen Blick in die Zukunft des Wohnens – für junge Berufseinsteiger.
Bezirksbürgermeister Uwe Wagner leitete das einstündige Treffen in der Thomas-Edison-Realschule an der Schlüterstraße. „Mit einem solchen Konzept muss man sich erst einmal anfreunden“, gab der Sozialdemokrat unumwunden zu. Von traditionellen Lebensentwürfen ist der Upper Nord Tower weit entfernt.
Eingang in die Wohnmaschine für Singles: der Upper Nord Tower
Eigentlich sollte jeder bei Stadtplanung genau hinsehen, erst recht bei solch gigantischer. Wir schließen dennoch die Augen. Wir sind 25. Unser ganzes Leben steckt in einem Handy und in einer Sporttasche. Die stellen wir am Foyer des Upper Nord Towers ab und schauen an unserem neuen Wohnhaus empor. 430 Mietwohnungen in einer Größe zwischen 35 und 72 Quadratmetern wachsen in den Himmel. Rechts ist ein fünfgeschossiges Hotel, das zum Projekt dazugehört.
Wohnung, Mobiliar, Service – alles zu mieten
Wer hier einzieht, braucht nicht mehr als die Sporttasche. Eine Grundausstattung Mobiliar kann man zur Wohnung hinzubuchen. In den drei Untergeschossen gibt es eine Car-Sharing-Firma, falls die Mieter mal ein Auto brauchen. Die große Fahrradhalle erklärt das „Falls“ – Montainbikes, Rennräder, Lastenfahrräder – alles auf Wunsch gegen eine kleine Gebühr verfügbar.
Einen Arbeitsplatz hinzubuchen
Der Concierge wird in den nächsten Wochen für uns Konzertkarten besorgen, Botendienste erledigen; Pakete annehmen. Jetzt gibt er uns den Wohnungsschlüssel für das kleinste Apartment. Mehr brauchen wir nicht! Einen voll ausgestatteten Arbeitsplatz – „Co-Working-Space“ – können wir in den ersten drei Etagen des Towers mieten, wenn wir Geld verdienen wollen. Es gibt Services, die die Wohnung sauber halten, einkaufen, unsere Wäsche reinigen und in den Schrank legen. Fitnessstudio? Ist im zweiten Stock.
Die Wohnungen zum Repräsentieren gibt es für alle Mieter auf Wunsch
Nächsten Monat haben wir Geburtstag – der 26. wird groß gefeiert. Natürlich passen 60 Leute nicht in das 35-Quadratmeter-Appartment. Aber deshalb gibt es ja die 36. Etage mit der öffentlich zugängigen Skybar und den Großraumwohnungen mit riesiger Festtafel und großen Eventküchen. Kann man mieten, wenn man sie braucht. Sogar mit den zugehörigen Schlafzimmern für die Freunde, die nicht mehr nach Hause fahren wollen, sondern die Aussicht genießen wollen, von der voll verglasten Dachterrasse. An klaren Tagen kann man den Kölner Dom erkennen, ganz klein am Horizont.
Knapp 20 Zuhörer fand die erste Bürbeteiligung zum Wolkenkratzer im Düsseldorfer Norden
Schnipp – wir werden wieder wach! Ein Fünftel der Mietfläche muss der Investor zu preiswerten Konditionen anbieten – irgendetwas zwischen 8,50 und 9,50 Euro pro Monat. Sozialwohnungen? Dürfen nicht in Hochhäusern gebaut werden – gibt es also nicht. Neben den jungen dynamischen Berufseinsteigern, die nach zwei, spätestens drei Jahren weiterziehen in die nächste Stadt sind zahlungskräftige Senioren eine Zielgruppe für den Upper Nord Tower.
Zwei Jahre lang Baustelle am Mörsenbroicher Ei
Probleme? Wird es beim Bau geben, denn gleich nebenan geht eine zweite Baustelle an den Start. Da wird ein ausgeklügeltes Baustellenmanagement dafür sorgen müssen, dass am Mörsenbroicher Ei der Verkehr nicht zusammenbricht.
Die Stadt macht nun die nächsten Schritte: formeller Beschluss, vierwöchige Offenlegung der Baupläne, nochmalige Bürgerbeteiligung, Ratsentscheid mit Bau-OK voraussichtlich Ende 2016, Fertigstellung 2019 – falls alles gut läuft.
P.S.: Die Pläne für den Wolkenkratzer sind mehr als fünf Jahre alt. Ursprünglich sollte ein Büroturm daraus werden. Die Idee hat sich zerschlagen – mangels Interesse.
Noch sind es nur Visionen vom Wohnen in der Zukunft – aus dem Computer projeziert auf eine Leinwand