Kritik am vierten Integrierten Jugendhilfe- und Schulentwicklungsplan für Düsseldorf
Demonstrationen vor dem Rathaus in Düsseldorf, wenn der Schulausschusses tagt, sind schon als normal zu betrachten. So versammelte sich am Donnerstag (3.9.) eine Abordnung der Hauptschule Benrath vor dem Rathaus, um gegen die Schließung ihrer Schule zu protestieren.
Nett gingen sie dabei nicht mit dem Oberbürgermeister um. Auf Plakaten warfen sie im vor, zwar Schützenfeste zu besuchen, aber noch nie die Hauptschule an der Melanchthonstraße betreten zu haben. An der Sitzung des Schulausschusses nahmen die Demonstranten als Gäste teil, was den großen Sitzungssaal an den Rand seiner Kapazitäten brachte. Doch ein Umzug in den Plenarsaal war nicht möglich und so erwarteten sie mit Spannung im Stehen, was die Diskussion zu ihrem Schulstandort bringen würde.
Unterstützt wurden die Schüler der Benrather Hauptschule durch ihren ehemaligen Schulleiter Wolfgang Georg (ganz links) und Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Graf (rechts)
Wie geht es weiter mit der Hauptschule Benrath?
Beim OB-Dialog im August hatte Thomas Geisel ausgeplaudert, was viele bis dahin nicht wussten: Die Hauptschule an der Melanchthonstraße soll im Sommer 2016 schließen. Das Gebäude ist schon seit vielen Jahren marode und die Schüler werden in Containern unterrichtet. Eine Sanierung wäre zu teuer und da die Stadt einen neuen Standort für eine Gesamtschule sucht, soll diese nun an der Melanchthonstraße gebaut werden. Allerdings sehen die Pläne derzeit keine fließende Schließung der Schule vor, sondern eine Aufteilung der Schüler auf die Hauptschulen Itterstraße (Holthausen) und Stettiner Straße (Garath) im Sommer 2016. Für Schüler, Eltern und Lehrer: ein Schock! Schuldezernent Hintzsche sagte in der Sitzung zu, man werde bis zum nächsten Schulausschuss am 29. September prüfen, wie man die Schließung verträglicher gestalten kann.
Steigende Schülerzahlen
Durch die steigenden Schülerzahlen in Düsseldorf ist nicht nur diese Maßnahme erforderlich. Ein Zuwachs von 4800 Schülern wird bis zum Schuljahr 2020/2021 allein an den Weiterführenden Schulen erwartet. Während bei den Hauptschulen die Schülerzahlen zurückgehen, werden an den Gymnasien 19, den Realschulen 4 und im Gesamtschulbereich 5 zusätzliche Klassenzüge eingerichtet werden müssen. Im Grundschulbereich rechnet man in diesem Zeitraum mit einer Steigerung um 1606 Kindern. Daraus errechnet der Schulentwicklungsplan den zusätzlichen Bedarf von 21 neuen Klassenzügen.
Im 4. Schulentwicklungsplan sind 18 Maßnahmen vorgesehen, wie den steigenden Schülerzahlen begegnet werden kann.
Grundschulen
Die Matthias-Claudius-Schule, die Städt. Grundschule unter den Eichen und die St. Appolinaris Schule werden im nächsten Jahr jeweils zwei neue Züge erhalten. Bei den Grundschulen Rolandstraße, Florensstraße, Fleher Straße, Joachim-Neander-Schule, Volker Rosin Schule und Astrid Lindgren Schule erhöht sich die Zügigkeit um einen Zug.
Weiterführende Schulen
Neben dem Bau einer neuen Gesamtschule in Benrath sind drei zusätzliche Gymnasien vorgesehen. Das Städtische Georg-Büchner Gymnasium, das bisher nur für Schüler der Sekundarstufe 2 (Klassen 10 – 13) unterrichtete, soll im Sommer 2016 in das neu zu gründende Gymnasium Felix-Klein-Straße überführt werden. Damit verbunden ist der Neubau der Realschule Golzheim, der an der Koetschaustraße errichtet werden soll.
Am Standort der Adolf-Reichwein Hauptschule ist das neue Städtische Gymnasium Schmiedestraße geplant. Die Schüler der Hauptschule werden als Dependance der Dumont-Lindemann-Schule weiter unterrichtet.
Der Bau des neuen Jüdischen Gymnasium am Standort Borbecker Straße soll im Sommer 2016 beginnen.
Am den Schulen Geschwister-Scholl-Gymnasium, Friedrich-Rückert-Gymnasium, Gymnasium Koblenzer Straße werden die Klassenstufen 5 im nächsten Schuljahr um einen Zug erhöht.
Kommentar – Jetzt heißt es: Handeln!
Der 4. Schulentwicklungsplan stellt es eindeutig fest: Die Schülerzahlen in Düsseldorf wachsen und damit das Problem der Stadt, schnell Abhilfe zu schaffen. An dieser Situation ändert auch das Lamento nichts, dass diese Situation sich bereits seit Jahren abzeichnet. Gleiches hören wir in der Debatte über sozialen Wohnungsbau und Unterkünfte für Asylbewerber. Jetzt heißt es: handeln, mit dem Entwicklungsplan ist damit der erste Schritt getan. Denn es ist der erste Schulentwicklungsplan, der ein konkretes Beschlusspaket mitliefert. Doch die Planungen alleine helfen nichts, wenn die Politik sich in Diskussionen über Schuldzuweisungen der Vergangenheit oder Schuldenfreiheit in der Zukunft verliert. Die Schüler sind bereits geboren, sie können nicht warten, bis ein Goldesel gefunden wird.