Düsseldorf als Marke – oder: Achten Sie auf den Hütchenspieler in der Mitte!
Kluge Eulenaugen blinzeln hinter einer großen Brille hervor: „Nicht die Stadt prägt ihre Bürger“, sagte Lore Lorentz, „sondern die Bürger prägen ihre Stadt.“ Genau das ist die Krux an dieser Dachmarkendiskussion: Jeder Düsseldorfer gibt seinen Senf dazu.
Ohne das Strategiepapier der Boston Consulting Group zu kennen – das werden die klugen Leute vorschlagen: Es wird eine neue Ebene über allen Bestehenden eingezogen. Dort soll Düsseldorf gedacht werden. Vor und zurück. Rauf und runter. Mit Weitblick und Mut. Visionär. Einzigartig.
Alle anderen Akteure werden intellektuell geschrumpft – ´tschuldigung, tut uns wirklich leid, es geht nicht anders, leider, leider alternativlos, leider – und darunter aufgehängt: Düsseldorf Marketing und Tourismus (DMT), Wirtschaftsförderung, Presseamt, städtische Institutionen wie Museen, Theater, städtische Töchter wie Messe, Düsseldorf Congress, Flughafen – die Liste ist längst nicht vollständig. Die IHK kam nicht vor. Und die Düsseldorfer Jonges…oh, schnell weiter…
Die werden sich nicht auf einen Nenner bringen lassen
Werden die sich alle auf einen Nenner bringen lassen? Natürlich nicht. Braucht es dennoch eine Dachmarke? Ja. Theoretisch zumindest, denn dann müsste nicht jeder sein eigenes Düsseldorf teuer von Agenturen erfinden lassen, sondern nimmt das und arbeitet mit dem, was Düsseldorf ausmacht. Und stärkt durch seinen Beitrag gleichzeitig wieder das Große und Ganze. So steht‘s in den Managementlehrbüchern ausgeschrieben.
Dann kann man Ziele setzen, den Weg dahin mit Maßnahmen pflastern, deren Wirkung messen, nachjustieren, neue Ziele setzen, neue Maßnahmen erfinden, deren Wirken überprüfen…Bei Unternehmen mag dieser Klapparatismus eine Zeitlang funktionieren. Die Seele einer Stadt aber lässt sich nicht auf Flaschen ziehen. Auch nicht auf Altbierflaschen.
Blick in die Zukunft – im milden Licht der Düsseldorfer Gaslaterne
Im milden Licht der Düsseldorfer Gaslaterne sagen wir voraus, was passieren wird: In den vergangenen Jahren hatte eine Controllerin im Düsseldorf-Marketing das Sagen. Auf die schlagen nun alle ein („Klein-Klein“, „zu viel Operatives“, „keine Visionen“), um zu verdecken, dass sie selbst auch keine Idee haben, nicht eine einzige. Jetzt haben die Regenmacher beste Chancen, die Hans-Dampfs, die Luftikusse, die Hütchenspieler. Ich sehe schon, wie sie mit Schwung und Charme zwei-, drei-stellige Millionenbeträge verbrennen. Goldene Münzen wandern von der rechten Hand in die Linke – und wir wissen alle nicht, wie. Ich sehe, wie sie ein Feuerwerk nach dem anderen zünden und am Ende stolz präsentieren:
Düsseldorf ist ein Dorf an der Düssel. In dem es nette Menschen gibt, die gerne Altbier trinken.