Über den Fußball hinaus: Manfred Breuckmann und der „Schnee am Ballermann“
Völlig klar – der Mann, den alle Manni nennen, ist Profi. Der Laden heißt scheinbar anheimelnd „Liebevoll! In der Auermühle“. Dennoch bauen zwei Scheinwerfer und rund 100 Augenpaare einen gewissen Erwartungsdruck auf. Zu erkennen an den winzigen glitzernden Perlen auf seiner Stirn.
Dagegen hilft an diesem Abend eine Reporterregel für Live-Situationen: Der erste und der letzte Satz – die müssen stimmen… „Dass ich mal als Vorprogramm von Bayern München auftreten würde…“ sagt der Autor mit Blick auf den Flachbildschirm und bekommt das Lachen der Gäste. Weil es in dem Stil 90 Minuten lang weitergeht – launig, hintergründig, zotig – bisweilen – werden am Ende alle mit einem Dankeschön nach Hause gehen; manche tragen einen Krimi, seinen Krimi unter dem Arm: „Schnee am Ballermann“, geschrieben von Manfred Breuckmann.
Eine Mordgeschichte – verkehrt herum erzählt
Darin erzählt er verkehrt herum. Schon auf den ersten 20 Seiten treibt die schöne Thalea durchs Hafenbecken von Cala Figuera im Süd-Osten von Malle – also: Insel unten rechts. Auch dass Franki aus Gelsenkirchen-Buer sie, seine große Liebe, erschlagen hat, ist klar. Die weitere Handlung dreht sich um das „Warum?“ Und verzwirbelt eine tragische Liebe mit der Residentenszene auf Mallorca, dem Rocker- und Drogenmillieu samt genüsslich-deftigem Abstecher ins Schummerlicht der Swingerclubs. Nur am Rande rollt ein Fußball durchs Buch – was Manfred Breuckmann als bewusstes Statement gewertet wissen möchte: „Ich wollte mit diesem Krimi raus aus meiner Fußball-Schublade.“
Zwei Teile Weisheit, ein Schuß Zote – aufgefüllt mit Cola: Manni Breucmann bei der Arbeit
Seit Ende März ist „Schnee am Ballermann“ auf dem Markt. Seither liest Manfred Breuckmann daraus vor; wobei es immer gilt, eine strenge Dönekes-Diät zu halten. Schließlich soll nicht zu viel verraten, sondern der seufzende Zuhörer zum Erwerb des blau-grünen Bandes animiert werden.
Die Idee entstand beim Gang über die Klippen
Und so erzählt der 63-Jährige, dass ihm die Idee zum Buch schon 2009 kam, als er über die Klippen seines mallorquinischen Lieblingsortes Mallorca joggte und auf ein verlassenes Haus in den Klippen stieß. Dort quartiert er in seinem Buch kurzerhand eine WG ein. Und weil man in 27 Jahren Treue zum Fischerort Cala Figuera neben dem Schönen auch die Schattenseiten der Insel sieht, entstand daraus der Plot. Zunächst das Grundgerüst, dann in ein dreiviertel Jahren der niedergeschriebene Text. Dabei war Manfred Breuckmann für einen Schreiber in einer Luxussituation: Sein Fußballsachbuchverleger startete eine eigene Krimireihe. Damit stand der Abnehmer für den Ballermann-Krimi fest.
Malle, Mord – und Mister Konferenzschaltung
Neben Mord und Malle hat der Abend in der Auermühle aber noch eine zweite Halbzeit. In der geht es zurück zum Fußball, um die sich die Fragen der Zuhörer drehen. Das ist bei Manni Breuckmann unvermeidlich, auch wenn ihn manchmal nervt. Da kann einer wie er sechs Jahre lang Jura studiert und bis zum zweiten Staatsexamen durchexerziert haben. Manni bleibt Mr. Konferenzschaltung – auch lange nach Verlassen des WDR.
Er ist kein Freund der Münchner Bayern
Er ist kein Freund der Münchner Bayern, so viel ist mal klar. Sein Kommentar zu Uli Hoeneß? Fällt ausgewogener aus als in der Vergangenheit: Anerkennung der Lebensleistung, bestehend aus 30 Jahren Bayern-Präsidentschaft, aber absolutes Unverständnis über jemanden, der sich als Steuerhinterzieher außerhalb des erlaubten Rahmens bewegt – und Kopfschütteln über alle, die darin so eine Art Kavaliersdelikt zu sehen glauben. Das Engagement von Red Bull bei RB Leipzig? „Ich kann die lamoyanten Klagen darüber nur schwer verstehen. Bayern hat gerade einen Millionenvertrag mit Adidas verlängert. So ist Profi-Fußball – ein Wirtschaftsunternehmen.“ Manfred Breuckmann redet niemandem nach dem Mund, sondern sagt seine Meinung. Deshalb schätzen sie ihn.
Schnee am Ballermann. Ein Mallorca Krimi
Manni Breuckmann
238 Seiten, 12,99 Euro
Rund 100 Augenpaare und ein gewisser Erwartungsdruck