Düsseldorf und die Lücke bei Frauen in öffentlichen Führungspositionen – ein Oberbürgermeister in der Lernkurve
„Weckruf für Thomas“ titelt das Handelsblatt in seiner Wochenendausgabe (11./12.Juli) und zielt mit der Schlagzeile auf den Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel. Der hat ausgerechnet im feinen Düsseldorfer Industrieclub vor rund 100 karriereinteressierten Damen eine Wissenslücke offenbart: Städtische Tochterunternehmen müssen schon bald verbindliche Ziele für eine Frauenquote in Vorstand und Aufsichtsrat nennen. Ende September! Ansonsten verstoßen sie gegen das Gesetz.
Damen, die dabei waren, schildern die Situation glucksend: Drei Mal habe Thomas Geisel ungläubig zur Frauenquote nachgefragt. Drei Mal habe ihm Monika Schulz-Strelow, Präsidentin der Initiative für mehr Frauen in die Aufsichtsräte (Fidar), geduldig bestätigt, dass die vom Bundestag im März beschlossene Frauenquote nicht nur für die 100 größten deutschen Unternehmen gilt. Regelrecht rot sei das Stadtoberhaupt geworden.
Vier städtische Gesellschaften müssen Ziele nennen
Da haben die Herren und wenigen Damen in Führungspositionen offenbar etwas versäumt, was im politischen Proporzsystem spontan nur schwer zu reparieren sein wird. Ende September 2015 werden die IDR „Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz“, die Messegesellschaft, die Rheinbahn und die Städtische Wohnungsgesellschaft als die vier großen Düsseldorfer Betriebe der öffentlichen Hand Farbe bekennen müssen. Konkret: Sie müssen verbindliche Ziele dafür nennen, wie sie es mit Frauen in den bisher männerdominierten Führungspositionen halten wollen. Und bis wann sie welchen Frauenanteil erreicht haben wollen.
Problem im politischen Proporz-Betrieb
So wie Geisel geht es momentan vielen Stadthäuptlingen, vermuten die Autorinnen des „Handelsblatts“. Die verbindliche Frauenquote in börsennotierten und mitbestimmten Unternehmen, den Top 100, die war in aller Munde. Dummerweise stehen die einschlägigen Paragraphen im „Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst“.
Nachdem er seine persönliche Lernkurve auf zwei Rädern bewältigt hatte, trat Geisel im Industrieclub die Flucht nach vorn. Er werde nicht nur mit den vier großen Stadttöchtern, sondern mit den Minderheitsbeteiligungen in einen Dialog über den Frauenanteil in Führungspositionen treten.