Düsseldorf – die leiseste Hauptstadt in Deutschland? Bürgerprotest gegen Lärm.
Der Schatten ist schneller, dann kommt er, der donnernde Lärm des landenden Flugzeugs, das in wenigen Sekunden auf dem Landebahn des Düsseldorfer Flughafens aufsetzen wird. Paula Elsholz und André Moser, Vorstandsprecher der Grünen im Kreisverband Düsseldorf, stehen mit Iris Bellstedt, Ratsfrau der Grünen, vor der Jonakirche in Lohausen. Sie wollen sich für den Informationsabend abstimmen, der in wenigen Minuten in der Kirche an der Niederrheinstraße stattfinden wird. Doch ein Gespräch ist nicht möglich, der Lärm ist einfach zu stark.
Die Gesundheit der Menschen ist in Gefahr
Auf Einladung der Grünen trafen sich am Donnerstag (11.6.) lärmgeplagte Menschen in der Jonakirche auf der Niederrheinstrasse in Lohausen. Da an diesem Abend die Flugzeuge über Lohhausen einfliegen und starten, wird den Besuchern der Veranstaltung eindrucksvoll vermittelt, was es heißt im Umfeld des Flughafens zu wohnen. Draußen versteht man sein eigenes Wort nicht mehr und sicherlich wird hier niemand freiwillig seine Gartenparty im Freien veranstalten. Die nördliche Skyline in Düsseldorf von der Innenstadt aus betrachtet, sieht malerisch aus mit den kleinen Flugzeugen am Himmel im An- oder Abflug. Diese Stimmung wird von den Bürgen im Norden nicht empfunden, ihnen bleibt nur der Rückzug nach Drinnen und auch dort ist der Fluglärm nicht zu überhören.
Waldemar Fröhlich, Mitglied der Bezriksvertretung 5, kämpft schon lange gegen den Lärm
Laut werden gegen Lärm
Lärm ist ein Thema, bei dem viele Bürger laut werden. Der Anruf beim Ordnungsamt wegen störender Nachbarn ist eine der Lösungsmöglichkeiten, die vielen Düsseldorfern spontan einfällt. Auch bilden sich immer mehr Bürgerinitiativen gegen Straßenlärm. Im Norden der Stadt regt sich Protest gegen den Neubau der Gleise des RRX, dessen Betrieb eine sehr starke Lärmbelastung für die Anwohner mit sich bringt. Doch den Menschen, die im Bereich des Düsseldorfer Flughafens wohnen, fällt beim Thema Lärm noch viel mehr ein – nur will das niemand hören.
Antrag auf Kapazitätserweiterung des Flughafens
Der Antrag des Düsseldorfer Flughafens beim Land, die Zahl der Flugbewegungen erneut zu erhöhen, hat die Grünen veranlasst, bei dem Informationsabend den Standpunkt ihrer Partei zu erläutern und den Bürgern Unterstützung zuzusagen. Ein unbequemer Standpunkt, der vom grünen Landtagsabgeordneten Stefan Engstfeld erläutert wird: Bis auf die Grünen scheinen sich alle Parteien einig zu sein, dass die Wirtschaftskraft des Flughafens einen deutlich höheren Stellenwert hat, als die Gesundheit der Bevölkerung. Dem Außenstehenden vermittelt sich das Bild der querulanten Flughafenanwohner, denen die Häuser mit Lärmschutzmaßnahmen renoviert werden und die immer noch unzufrieden sind. Mit dem Spruch „Die wussten doch vorher, wo sie hinziehen und jetzt ist der Protest groß“, wird der Protest der Anwohner belächelt.
Stefan Engstfeld, Mitglied des Landtages NRW für die Grünen, verspricht die Bürger zu unterstützen
Große Parteien lassen Bürger im Stich
Doch die Belastungen werden immer größer. In den Abendstunden und nachts ist es besonders heftig, wie ein Anwohner berichtete. Da helfe dann auch das Nachtlandeverbot nichts, da es zahlreiche Möglichkeiten gäbe, dies zu umgehen. Im Vergleich zu Flughäfen wie Frankfurt, seien die Ausnahmen sogar noch leichter zu erwirken, da sie nicht von der Luftaufsicht genehmigt werden müssten. Der Antrag des Flughafens auf eine weitere Kapazitätserweiterung, lässt die Anwohner Schlimmes befürchten. Die Hoffnung auf Unterstützung durch die Stadt oder die Politiker haben sie aufgegeben. Da die Stadt Anteilseigner am Flughafen ist, sind die Interessen nicht bürgerfreundlich und auch die Politiker sehen eher den Wirtschaftsfaktor. Die Bürger setzten ihre Hoffnung nun auf ihre Lärmschutz-Initiativen und freuen sich über die Unterstützung der Grünen.
Weitere Informationen zum Thema und wie Bürger sich wehren können bietet der Verein Bürger gegen Fluglärm auf seiner Homepage oder per Mail: info@buergergegenfluglaerm.de