Düsseldorf – die Stadt, der Sturm und die Bäume: Premiere für den Dokumentarfilm über Ela
Düsseldorf und die Bäume – seit dem 9. Juni 2014 hat diese Geschichte einen Knick. Binnen weniger Minuten fegte der Pfingstorkan Ela hinweg, was Gärtner in Jahrhunderten aufgebaut hatten. Der Hofgarten – ein Trümmerfeld. Die uralte Rotbuche im Benrather Schlosspark – gefällt. Rheinpark und Cecilienallee wirkten wie nach einem Bombenangriff. Was seither geschah und wie tief verwurzelt Menschen und Bäume miteinander sein können, das zeigen 83 Minuten Film von Christoph Böll. Seine „Sturmgeschichten“ hatten am Sonntag (7.6.) in der Blackbox des Filmmuseums Premiere.
Die erste und wichtigste Bedingung ist: Betrachter müssen sich auf den Erzählstil von Christoph Böll einlassen. Er ist Dokumentarfilmer. Also kein Mann der schnellen Schnitte, Schüsse und Schlüsse. Stattdessen sieht man Düsseldorfs Prominenten Chocolatier Heinz-Richard Heinemann einen langen Heckenweg entlanggehen – hin zu seinem Schrebergarten. Und gerade, als die Aufmerksamkeit für den Bilderfluss nun wirklich nachlassen will, verrät Heinemann seinen ersten Gedanken über die Gewitterfront Ela: „Es war als ob der Teufel aus dem Neusser Loch käme.“
Die smaragdgrüne Wand
Künstlerin Anna Kleeberg sah eine smaragdgrüne Wand auf sich zukommen. Der Chef des Filmmuseums, Bernd Desinger erlebte den Himmel über Düsseldorf als „blutrot“. Polizeipräsident Norbert Wesseler radelte am Tag eins nach dem Orkan in sein Büro: „Ein solches Chaos habe ich noch nie gesehen.“
In dieser Nacht starben vier Menschen in Düsseldorf – und 30.000 Bäume. Als Gartenamtschefin Doris Törkel am anderen Tag sieht, was passiert ist, kommen ihr die Tränen. Aber der Orkan eint auch eine Stadt, die das Streiten liebt. Bürger, Firmen, Vereine haben bis heute rund 2,6 Millionen Euro für neue Bäume gespendet. Beinahe täglich werden irgendwo in Düsseldorf Spaten in die Erde gestochen, um einen neuen Baum zu pflanzen. Wer diese zehn, zwölf Jahre alten Jungstämmchen nehmen den über Hundertjährigen Bäumen sieht, ahnt, dass es noch Jahrzehnte dauern wird, bis Elas Narben auch nur ansatzweise verheilt sind.
Der Film lässt den Menschen Zeit zu begreifen
Was ist gut an dem Film: Er lässt den Menschen, die er zeigt, und den Menschen, die ihn betrachten, Zeit, das unbegreifliche zu begreifen. Er hält sich nicht mit der Katastrophe auf, sondern zeigt die vielen Ansätze, sie zu bewältigen.
Was ist schlecht: Manchmal gerät der Film zur Selbstdarstellungsshow des Oberbürgermeisters. Es ist zu viel Geisel darinnen. Auf die artifiziellen Sturmszenen hätte man verzichten können. Und am Mantra einer selbsternannten Schamanin braucht Christoph Böll sehr lange, um Gesang und esotherische Statements wieder ins Gesamtwerk einzuordnen.
„Wir haben uns ohne ein Drehbuch in diese Aufgabe gestürzt“, sagt Regisseur Böll.