Gedenken in der Düsseldorfer Oper: Sie singen mit Tränen in den Augen für die Germanwings-Opfer
„Oleg Bryjak war ein Sonnenschein“ sagt ein Ensemblemitglied. Dann versagt ihm die Stimme. „In den vergangenen vier Wochen lag ein schwarzer Schleier über Haus“, berichtet Generalintendant Professor Christoph Meyer. In der Deutschen Oper am Rhein gedachten am Freitagabend (24.4.) rund 1100 Menschen der Opfer des Germanwings-Absturzes.
So wollen ihn alle in Erinnerung behalten: Barriton Oleg Bryjak
Oleg Bryjak war seit 1996 Bariton an der Deutschen Oper. Ein Kollege. Deshalb verstärken am Abend fast 20 Solisten den Chor, die eigentlich an diesem Abend frei hätten. Mit Tränen in den Augen singen sie für ihn und alle weiteren Menschen, die bei dem Absturz ums Leben kamen „Ein Deutsches Requiem von Johannes Brahms.
Zusammen mit der Altistin Maria Radner, die in Düsseldorf studiert und ebenfalls an Produktionen der Deutschen Oper am Rhein mitgewirkt hat, war Oleg Bryjak am Gran Teatre des Liceu in Barcelona für ein Gastspiel verpflichtet. Er gab den Alberich in Richard Wagners „Siegfried“. Genau vor vier Wochen dann stieg er zusammen mit der Kollegin in den Airbus ein. Der Germanwings-Flug 4U9525 sollte beide nach getaner Arbeit am Mittelmeer nach Hause bringen. Sie flogen in den Tod.
Oberbürgermeister Thomas Geisel: "Wir können den Angehörigen die tiefe Trauer nicht nehmen."
„Politiker nehmen ja gerne den Mund immer voll. Doch hier wird es einem ganz schwer, Worte zu finden“, sagte Oberbürgermeister Thomas Geisel, SPD, vor seiner Trauerrede in der Oper. In seiner Rede erinnerte an die 150 Opfer des Absturzes: „Unter den Opfern waren Kinder, Schüler, Mütter und Familienväter. Verlobte, Freunde und Kollegen. Jeder einzelne von ihnen war eine einzigartige Persönlichkeit, ein besonderer Mensch, um den andere trauern. Wir können den Angehörigen die tiefe Trauer nicht nehmen. Wir können nur hoffen, dass sie unsere Anteilnahme spüren und sie ihnen hilft."
Generalintendant Christoph Meyer: "Nur zusammen können wir Trost geben."
Auch Generalintendant Meyer wandte sich in seiner Rede direkt an die Hinterbliebenen: „Worte in einer solchen Situation zu finden, ist unermesslich schwer für jeden von uns, denn eigentlich können in einer derartigen furchtbaren Tragik Worte letztendlich nur die Oberfläche unserer Gefühle streifen. Deshalb werden wir stattdessen versuchen, die Musik sprechen zu lassen. Musik verbindet uns alle über jede Sprach- und Ländergrenze hinweg, und Musik gibt den Dingen Ausdruck, für die wir manchmal keine Worte haben. Es war dem Ensemble ein ganz großes Bedürfnis, für die Opfer dieses Unglücks eine Form des musikalischen Gedenkens zu finden, und ich finde es ein wunderbares und wichtiges Zeichen, dass sehr viele Solisten heute Abend gemeinsam mit dem Chor das Requiem singen werden. ‘Ensemble’ heißt ‘zusammen’, und nur zusammen können wir uns Trost geben in diesen schweren Momenten.“
Oleg Bryjak ist posthum zum Ehrenmitglied der Oper ernannt worden. Er wird dadurch für immer auf der Ensembleliste des Hauses stehen.
Fotos: Stadt Düsseldorf + Oper