Ringen um den Mittelpunkt: Bürgeranhörung um den Schauspielhaus-Vorplatz
Die Nachricht: Zwischen Schauspielhaus und Schadowstraße bis 2018 sollen zwei Gebäude entstehen, die den Platz einrahmen. Beide sollen mit Rasen und anderen Pflanzen begrünt werden. In den Gebäuden sollen dann Restaurants, Lebensmittelläden, Geschäfte und Büros untergebracht werden. Vorher muss die Tiefgarage unter dem Gustaf-Gründgens-Platz abgerissen und neu gebaut werden. Der Name des Projekts: Kö-Bogen 2. Der Architekt stellte seine Pläne am Freitag (17.4.) im Henkelsaal vor. Die Pläne liegen nun aus, um Einsprüche einzulegen. (Achtung, ein kommentierender Satz: Davon sollten die Bürger reichlich Gebrauch machen).
KOMMENTAR:
So bitte, nicht!
Warum hat Düsseldorf eigentlich keinen Mut? Sondern bloß Einkaufstüten. Architekt Christoph Ingenhoven hat am Freitagabend (17.4.) im Henkel-Saal seinen Vorschlag von Stadtentwicklung vorgestellt. Da überragt eine Art mit Rasen bedeckter eckiger Aztekentempel das Schauspielhaus. Oh, ah, begrünt, also muss es ja gut sein. Mit einer Handvoll Etagen für den Handel. Und noch mal drei Bürostockwerken oben drüber. Pardon, moderne Menschen sagen „On top“.
Dieses Ding, anders kann man es nicht nennen, macht mit seiner Wucht das gesamte Schauspielhaus platt. Es respektiert nicht dessen einmalig geschwungenen Formen. Es gibt ihm keinen Raum, um zu atmen. Es drückt dem Theater die Kehle zu, macht das Schauspielhaus kaputt. So wie ein analphabetischer Türsteher mit einem Schlagring um den Knöchel. Passgenau zur Bolkerstraße.
Ist das alles an Stadtplanung, was uns einfällt? Oh je. Wer auch immer Intendant werden möchte in Düsseldorf, wird Chef einer Hinterhof-Bude. Übersehen, nicht vorhanden, nicht der Rede wert. Statt eine frühere, echte Stärke der Stadt zu zelebrieren, sie groß heraus zu bringen, wird sie, äh, hingenommen, an den Rand gedrängt, zur Nebensache degradiert. Ein Schauspiel, pah, da geht doch niemand mehr hin…
Oberbürgermeister Thomas Geisel, den alle als Erlöser gefeiert haben vom tumben Joch einer CDU, entpuppt sich einmal mehr als allzu quicker Industriemanager. Keinen Moment lang lässt er die Bedenken der Landeskonservatorin auf sich wirken, sondern hat sich fein ein paar Sätze notieren lassen, um ihren Einwand vom Tisch zu wischen.
Dabei geht es nicht um einige Mauerstücke auf dem Platz vor dem Schauspielhaus, sondern um ein Stück Stadt-Seele. Deshalb muss man den Kö-Bogen zwei komplett neu planen. Und das beginnt damit, dass wir das ganze „Schauspielhausvorplatz“ nennen. Und nicht anders.