Geisel macht Suche nach Unterkünften für Neuankömmlinge zur „Chefsache“ | KOMMENTAR: Es fehlen die Worte
Die Suche nach Flüchtlingsunterkünften ist ab sofort Chefsache: Oberbürgermeister Thomas Geisel lässt das Thema aus seinem Büro heraus koordinieren. Zudem will er sich am 10. Februar den Fragen von Anwohnern aus Hubbelrath und Knittkuhl stellen, die die zahlreichen Unterkünfte in ihrem Viertel kritisieren.
Offenbar hatte die Bauverwaltung aus der Sicht des OB nicht schnell genug gearbeitet. Deshalb sei die Leiterin des Amtes für Gebäudemanagement, Doreen Kerler, von dieser Aufgabe „entlastet worden“, heißt es. Nun soll Geisels Vize-Büroleiterin Susanne Garn den Ämtern Beine machen.
Unterdessen sind zwei weitere Unterbringungsmöglichkeiten für Asylbewerber gefunden worden: In einem Verwaltungsgebäude nahe dem Nördlichen Zubringer könnten 150 Menschen, in einem ehemaligen Altenheim der Diakonie an der Mathenstraße könnten weite 50 Neuankömmlinge untergebracht werden, heißt es.
Bis zum Jahresende muss Platz für rund 4000 Menschen geschaffen werden.
Kommentar
Es fehlen die Worte
Die Verwaltung unter Druck – eine Stadt sucht 4000 menschenwürdige Unterkünfte. Dass ihm Arbeitstempo und Kreativität seiner Gebäudemanager nicht ausreichen, hat Thomas Geisel nun deutlich gemacht. Das ist gut.
Es mangelt aber noch an mehr. Bei all der notwendigen Standortsuche und Prüfung darf die Kommunikation nicht länger auf der Strecke bleiben. Bisher wird den Bürgern viel zu wenig erklärt. Mit ein paar Pressemitteilungen und rheinischem Fatalismus („Et hätt noch immer joot jejange!“), ist es nicht länger getan. Höchste Zeit aufzuwachen!
Wer geht zu den direkten Nachbarn, klingelt an den Wohnungstüren und klärt auf über Flüchtlinge und Unterkünfte gleich nebenan? Bisher niemand! Da kreisen munter Standortortlisten und niemand geht auf die Menschen zu, die dort wohnen.
Wo ist das schlüssige Kommunikationskonzept für diesen Krisenfall? Der ist es ja wohl, wenn der zuständige Sozialdezernent den Krisenstab alarmiert. Da braucht es einen umfassenden Mix aus persönlichen Gesprächen, Ansprechpartnern, Veranstaltungen und schriftlichen Informationen. Warum denkt niemand daran, jetzt Gremien zu schaffen, in denen die Bürger mitwirken können? Wenn Nachbarn und Flüchtlinge an jedem Standort in einem gemeinsamen Rat säßen, gäbe es kein „Die da, wir hier“ – sondern Probleme könnten sofort miteinander besprochen werden. Aber so etwas gehört vorbereitet.
Was zum Beispiel in Gerresheim gut funktioniert, muss in Benrath nicht neu erfunden werden. Wer organisiert die Weitergabe von guten Ideen, von Lösungen?
Wie engagieren sich die Parteien, um Ängste vor und Aggressionen gegen die Neuankömmlinge in eine echte Düsseldorfer Willkommenskultur zu verwandeln?
Ausgerechnet jetzt, wo man so dringend so viel vorbereiten müsste, konzentrieren sich bei der Stadt alle auf Technik, Bauten, Gelder. Es fehlt ein Kommunikationskonzept, es fehlen die Worte.