Ortstermin Jan-Wellen-Tunnel: Beton gießen in fünf Grad kaltem Wasser
Der Taucher klettert auf den Ponton. Und muss sich erst einmal aufwärmen. Kein Wunder, bei 5 Grad Wassertemperatur. Ohne Sicht unter Wasser tastet er sich langsam vor und gießt er den Betonsockel für den Tunnel, der bereits ab dem Jahresende den Tausendfüßler ersetzen soll. Ortstermin auf der 132,4 Millionen-Euro-Baustelle Jan-Wellem-Platz.
In Düsseldorf werden Großbaustellen manchmal schon acht Monate vor dem eigentlich geplanten Termin fertig. Und: „Selbst die Schuhe sind nach einer solchen Besichtigung noch sauber“, freut sich Oberbürgermeister Thomas Geisel. Der Industrietaucher gut zehn Meter unter ihm zurrt derweil zusätzliche Kabelbinder um die Stiefel, damit das eiskalte Wasser nicht in den Trockenanzug hineinläuft.
Zwische sieben und vierzehn Meter tief liegt die Tunnelröhre unter der Erdoberfläche.
Der Düsseldorfer Nord-Süd-Tunnel unter dem Jan-Wellem-Platz wird 675 Meter lang. Erst schafften die Tiefbauer rund 8000 Lastwagenladungen voll Boden weg. Derzeit füllen sie mit 120.000 Kubikmetern Beton auf. Am Südende steht die Johanneskirche. Sie soll keine Setzrisse bekommen. Von Osten in Richtung Rhein fließen Grundwasserströme. Damit deren Druck nicht zu stark wird, ist ein Teil der Tunnelbaustelle geflutet. Dort ackern die Industrietaucher.
"Hinter der Spuntwnd steht das Wasser", erläutert Projektleiter Heinrich Labbert (2.vr). Es lauschen (vl.) Verkehrsdezernentin Andrea Blome, OB Geisel, und Rechtsdezernent Stephan Keller.
Derweil träumt Thomas Geisel von Mörtelstaub- und Bauzaun-freien Zeiten: „Wir freuen uns, dass mit Inbetriebnahme der Wehrhahn-Linie auch die größten Baustellen weg sind.“ Bis dahin wartet aber noch eine Menge Arbeit auf die Tiefbauer, Elektriker und Lüftungsexperten. Wenn die Betonschale steht, müssen Kabelstränge, Notfallwege, Licht und Lüftung eingebaut werden. Vorausgesetzt, es kommt dabei zu keinen Problemen, soll Ende 2015 der Autoverkehr bereits durch eine erste Behelfsröhre unter dem Jan-Wellem-Platz rollen.
In die Parkhäuser unter dem Kö-Bogen, unter dem Dreischeibenhaus und später auch unter dem Schauspielhausvorplatz gibt es Abfahrten. Plus einen Abzweig in die Immermannstraße. Wie zu Zeiten der Hochstraße; nur unterirdisch.