Altbier kämpft erbittert um Marktanteile
Die Frage nach dem „Bier Royal“ ist schnell beantwortet. Alt; natürlich. Jeder zweite Düsseldorfer macht sein Kreuz auf dem heimischen Deckel. Danach kommt lange nichts. Und dann Pils mit 22 Prozent. Kölsch rangiert mit fünf Prozent noch hinter dem Biersammelbegriff „Anderes (sieben Prozent). Doch ohne die Hausbrauereien stünde Alt längst auf der Liste der aussterbenden Biersorten.
Der Fußball, der Karneval und das Bier sind Heimat, sind die Grundbausteine des Düsseldorf-Gens. Nüchtern betrachtet allerdings kriselt es arg im Altbierkeller. Zwischen 2007 und 2012 ging der Ausstoß von Altbier im Raum Düsseldorf von 653.183 auf 460.972 Hektoliter zurück. Der Marktanteil von Alt ist bundesweit zwischen 1981 und 2010 von 6,6 auf 1,2 Prozent gefallen. Gleich mehrere große Brauereien – Gatzweiler, Hannen, Frankenheim – machten dicht. Einzig an den Hausbrauereien der Stadt ging die Katerstimmung vorüber. Das Hoch auf das Dunkelbraun-Obergärige – bloß ein Lippenbekenntnis?
Die Queen war natürlich amused
Im ewigen Gekabbele zwischen den beiden rheinischen Magistralen Düsseldorf und jener Stadt weiter südlich mit der großen Kirche…, Köln, ist die Bierfrage eigentlich völlig ungeeignet. Alt und Kölsch haben denselben Stammbaum. Röstaromen im Malz adeln das Alt, verleihen ihm die dunklere Farbe und vor allem seine Würze. Wer mit Amerikanern beim Uerige steht, kennt deren Bitterminen nach dem ersten Schluck. Das gibt sich – spätestens nach dem fünften Gläschen…
Apropos Hausbrauereien. Sie schwimmen gegen den wenig Altbier-freundlichen Trend. Allein das Füchschen hat seine Produktion in den vergangenen zehn Jahren von 9.000 auf mehr als 30.000 Hektoliter steigern können. Neben der Altstadt-Gastronomie hat sich der Flaschenverkauf zu einem Standbein im Altbiergeschäft entwickelt. Peu à peu erobern die Produkte der Düsseldorfer Vorzeigebrauereien die Getränkemärkte der Region. Bis nach Essen und Mönchgladbach reicht die Logistik im Nahbereich bereits.
"Old Beer" als Exportschlager
Darüber hinaus spricht das Alt perfekt Englisch. „Wir exportieren seit Jahren in die USA und nach Fernost, vor allem nach Japan“, sagt Uerige-Chef Michael Schnitzler selbstbewusst. Sechs Prozent der Uerige-Produktion geht in den Export, so etwa 1000 Hektoliter. Die Hausbrauerei Zum Schlüssel – unlängst zum zweiten Mal mit einer Goldmedaille beim „European Beer Star“ ausgezeichnet – pflegt eine Partnerschaft mit einer kanadischen Brauerei, die einmal im Jahr nach Schlüssel-Rezepten brauen darf. Und der Fuchs vom Füchschen, Peter König, macht nicht nur zusammen mit einem befreundeten Eismann ein promillehaltiges Altbier-Eis, sondern schickte der britischen Queen zwei Partyfässchen zum Thronjubiläum. Die war selbstverständlich amused und bedankte sich artig per königlicher Depesche.
Auch das "Kölsch" ist ein "Alt"
Auch das hat System. Je älter der Mensch, desto größer die Vorliebe fürs Alt; das seinen Namen um 1900 herum bekam, weil durch die damals neuen Kühlanlagen das untergärige Brauen möglich wurde und „Alt“ schlicht „nach alter, nämlich obergäriger Brauart“ bedeutete. So gesehen, war damals auch Kölsch „alt“.
Um das Alt den Fitnessjüngern schmackhaft zu machen, hat sich Schlüssel-Braumeister Dirk Rouenhoff einiges überlegt. Altbier schütze wegen des Magnesium-Gehalts vor Herzinfarkt und mindere das Schlaganfallrisiko. Das Kalium im Alt wirke blutdrucksenkend. Der Hopfen beruhige. Die Flüssigkeit spüle zudem Galle und Nieren. Nur übertreiben darf man es nicht. Ein halber Liter Bier pro Tag gilt aus gesundheitsfördernd, ein ganzer Liter Bier dann und wann als unbedenklich.
Fotos: Bund der Bier-Brauer